Wirklich technologieoffen?
Was sich im Vorfeld der Leitmesse für die Kfz-Branche schon abzeichnete, bestätigte sich. Selten habe ich eine so gute Stimmung auf einer Automechanika erlebt wie dieses Jahr im September in Frankfurt. Auf keinem von der Redaktion besuchten Stand wurde geklagt. Und das in Zeiten, in denen der Wirtschaftsstandort Deutschland schon bessere Tage erlebt hat. Jetzt ließe sich einwenden, in Frankfurt tummeln sich viele Player, die nicht nur in Deutschland ihr Geld verdienen. Doch auch diejenigen, die vom hiesigen Markt leben, waren frohgelaunt. Die Gründe dafür sind hinlänglich bekannt: Zu wenig verkaufte Neuwagen und der immer älter werdende Fahrzeugpark kurbeln das Reparaturgeschäft an.
Ein Geschäftsführer der Aftermarketsparte eines renommierten Zulieferers brachte es in einem Hintergrundgespräch prägnant auf den Punkt: „Wer im freien Reparaturmarkt sein Geld verdient und derzeit jammert, der hat ein grundsätzliches Problem.“ Trotzdem können sich Werkstätten nicht entspannt zurücklehnen. Das Beispiel Volkswagen zeigt: Wer sich zu sicher fühlt und satt ist, kann schnell in Schwierigkeiten kommen. Zwar müssen hiesige markenunabhängige Kfz-Betriebe keine Konkurrenz aus China fürchten, so wie Autobauer. Aber sich mit den neuen Themen auseinandersetzen, daran darf kein Weg vorbeiführen. Technologieoffenheit ist der Schlüssel dafür. Aber hat den jeder Werkstattinhaber? Repariert wirklich jeder E-Autos ohne Wenn und Aber? Hat sich tatsächlich schon jeder ernsthaft mit der Anschaffung eines Kalibriersystems für Assistenzsysteme beschäftigt?
Oder sind Meinungen wie „E-Schrott repariere ich nicht“ und „Kameras und Radarsensoren lasse ich woanders einstellen“ immer noch weit verbreitet? Wohl leider schon. Offenbar wollen sich viele freie Betriebe nicht mit den gar nicht mehr so neuen Trends auseinandersetzen. Auch das hörten wir in Frankfurt in Gesprächen immer wieder – insbesondere von Equipment-Ausrüstern. „Zu teuer oder keine Lust darauf, wurde ihnen gegenüber immer wieder geäußert. Das muss nicht zwangsläufig zum Bumerang für Markenunabhängige werden, könnte aber. Spätestens dann, wenn das Reparaturvolumen (wieder) zurückgeht und/oder die von OEMs zur Technologieoffenheit zwangsverpflichteten Markenwerkstätten sich um mehr (alte) Autos und Systeme kümmern als heute.