Fahrbericht Seat Tarraco

Der deutsche Spanier

Der Wagen rundet die SUV-Modellpalette der spanischen Volkswagen-Tochter nach oben hin ab. Gebaut wird der Spanier nicht in Martorell bei Barcelona, sondern im niedersächsischen Wolfsburg. Aber wie viel Spanien steckt noch in ihm? KRAFTHAND testete den Tarraco FR mit 2,0-l-TDI-Motorisierung, 140 Kilowatt Leistung und Allrad.

Der Tarraco ist das neue SUV-Flaggschiff von Seat. Bilder: Lindau

Die Basis für den Seat Tarraco liefert der Volkswagen Tiguan Allspace. Dieser wird allerdings in Mexiko gebaut, womit der eigentlich spanische Seat mehr deutsches Blut in sich hat als der große Volkswagen. Der Name des neuen Modells wurde in einer öffentlichen Abstimmung ausgewählt, an der über 140.000 Seat-Fans teilnahmen. Tarraco ist der aus der römischen Kaiserzeit stammende antike Name der heutigen Stadt Tarragona in der spanischen Region Katalonien.

Der SUV ist mit einem 1,5-l-TSI-, einem 2,0-l-TSI- und einem 2,0-l-TDI-Motor mit 110 oder 140 Kilowatt erhältlich. Je nach Ausstattung steht ein Sechsganggetriebe oder ein Siebengang-DSG sowie bei der stärksten Otto- und Dieselmotorisierung ein Allradantrieb zur Verfügung. Der Großraumwagen ist außerdem auf eine Ausstattung mit alternativen Antrieben vorbereitet und damit zukunftssicher.

Auftrumpfen kann der Tarraco auch beim Platzangebot. Selbst in der zweiten Reihe ist in jeder Richtung viel Raum, vor allem die Beinfreiheit kann es hier locker mit den Langversionen von Luxusfahrzeugen aufnehmen. In der fünfsitzigen Ausführung stehen 760 Liter Kofferraum zur Verfügung. Ist man nur zu zweit unterwegs, sind es 1.920 Liter. Praktisch ist zudem die Heckklappe, die sich je nach Ausstattungspaket elektrisch sensorgesteuert öffnen lässt.

Steckbrief

Der Großraumwagen ist auf eine Ausstattung mit alternativen Antrieben vorbereitet und damit zukunftssicher.

Seat Tarraco FR 2.0 TDI 4Drive

Hubraum: 1.968 cm3

Leistung: 140 kW bei 3.500/min

Drehmoment: 400 Nm bei 1.750 bis 3.250/min

Geschwindigkeit: 210 km/h

WLTP Verbrauch/100 km: 5,6 l (kombiniert)

WLTP CO2-Ausstoß: 147 g/km (kombiniert)

Grundpreis: 45.620 €

Reichliche Ausstattung

Für unseren Fahrbericht bekamen wir von Seat den Tarraco mit dem stärksten Dieselmotor und der FR-Ausstattung gestellt. Der Listenpreis des Testfahrzeugs mit 2,0-l-TDI DSG 4Drive liegt bei 45.620 Euro, der bereits in der Basisversion mehr als großzügig ausgestattet ist.

Unter anderem verwöhnte uns der Wagen mit Voll-LED-Scheinwerfern, Rückleuchten in LED-Technologie mit dynamischen Blinkleuchten, Digitaltacho, 8,25-Zoll-Farb-Touchscreen, adaptivem Tempomaten, einer Einparkhilfe vorne und hinten inklusive Parklenkassistent, einer Dreizonen-Klimaautomatik, elektrischer Heckklappe oder Sportsitzen mit integrierter Kopfstütze.

Viel Platz und eine reichhaltige Ausstattung zeichnen den großen SUV aus – mehr wünschen kann man sich kaum.

Optional waren unter anderem Leichtmetallräder 8,5J • 20 mit Reifen 255/40 R20 montiert sowie eine schwenkbare Anhängevorrichtung mit elektrischer Entriegelung, ein Anhängerrangierassistent, ein Panorama-Glasschiebedach, ein DAB+-Radiosystem, ein Navigationssystem und diverse Fahrerassistenzsysteme verbaut. Mit dieser Sonderausstattung liegt der Gesamtpreis des Testfahrzeugs bei 58.340 Euro. Hier bleiben fast kaum noch Wünsche unerfüllt, entsprechend hochwertig zeigt sich der Tarraco im Innenraum.

Der 2,0-l-TDI mit Allradantrieb

Diese Motorversion mit 140 Kilowatt Leistung wirkt aufgrund ihres Drehmoments sehr souverän, auch wenn man das Gaspedal beim Anfahren recht kräftig drücken muss, damit sich der Wagen in Bewegung setzt. Die volle Kraft von 400 Nm liegt zwischen 1.750 und 3.250 Umdrehungen an, also fast über das gesamte im Alltag genutzte Drehzahlband.

Die Laufkultur ist für mich als bekennender Liebhaber der Modelle aus der Volkswagen-Gruppe nicht perfekt, aber doch ganz ordentlich. Der Kraftstoffverbrauch lag bei meiner Fahrweise leicht über den von Seat angegebenen und kombinierten 5,6 Litern. Im Drittelmix, ohne den Wagen besonders zu schonen, aber trotzdem Spaß zu haben, verbrauchte ich rund 8,0 Liter Dieselkraftstoff.

Das serienmäßige Siebengang-DSG wechselt die Gänge jederzeit unauffällig und komfortabel. Dank der im Ölbad laufenden Kupplungen funktioniert hier auch die Kriechfunktion – Doppelkupplungsgetriebe mit trockener Kupplung arbeiten oftmals unharmonisch und ruckartig, was ich leider bestätigen muss.

Die Gänge lassen sich auch über die Lenkradwippen oder – in der manuellen Gasse – über den Wählhebel durchschalten. Ruft man die volle Leistung ab, sprintet der 1.816 Kilogramm schwere Wagen in nur 8,0 Sekunden von 0 auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 210 km/h. Zur anfangs gestellten Frage, wie viel Spanier noch in ihm steckt: Für mich nicht mehr viel, denn die deutschen Tugenden sind deutlich erkennbar.

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