Fahrzeugaufbereitung

Was bei der Ozon-Innenreinigung zu beachten ist

Nicht gewartete Klimaanlagen sowie verschmutzte Fahrzeug­innenräume sind für Insassen oftmals Bazillenschleudern. Eine hohe Keimbelastung sorgt nicht nur für unangenehme Gerüche, sondern macht krank und kann Allergien auslösen. Aber welche Technologie zur Reinigung eignet sich und gibt es möglicherweise gesundheitliche Bedenken? Krafthand erklärt die Hintergründe.

Ozonbehandlung Autoinnenraum
Der Ozongenerator kommt bei den Fahrzeugaufbereitern für die Reinigung der Klimaanlage und den Innenraum zum Einsatz. Raucher-Fahrzeuge sollte der Kfz-Fachmann besser nicht mit Ozon reinigen, da dabei gesundheitsschädliche Verbindungen entstehen können. Bilder: Schmidt/Fotolia

Für die Geruchsbeseitigung im Kfz-Innenraum gibt es nach wie vor viele Hausmittelrezepte. Von getrockneten Äpfeln, über Apfelessig bis hin zu Kaffeepulver, speziellen Deodorants oder Duftbäumchen. Allerdings wird hier das Geruchsproblem nur kurzzeitig beseitigt, denn diese Maßnahmen überlagern den eigentlichen Geruch in der Regel nur durch einen besseren oder angenehmeren Duft. Nach einiger Zeit kommt jedoch der ursprüngliche schlechte Geruch wieder durch und das Problem beginnt erneut.

Fahrzeugaufbereitung mit Ozongenerator

Professionelle Fahrzeugaufbereiter setzen für die Reinigung der Fahrzeuginnenräume und Ansaugwege der Klimaanlage oftmals sogenannte Ozongeneratoren ein. Eine Ozonbehandlung wird in der Regel bei Fahrzeugen angewandt, die nach Nikotin riechen, in denen Hunde transportiert wurden, sich Personen übergeben haben oder Lebensmittel verschimmelt sind.

Geruchsbeseitigung mit Ozon

Während der Ozonbehandlung erzeugt das Ozongerät (Ozongenerator) das Gas O3 und setzt dieses frei. Der Aktivsauerstoff Ozon reagiert mit Mikroorganismen, in diesem Fall mit Geruchsmolekülen, und inaktiviert diese. Der ursprüngliche Geruch ist somit nicht nur überdeckt, sondern zerstört. Ozon vernichtet laut den Geräteherstellern selbst extremste Gerüche nachhaltig und dauerhaft. Wird Ozon durch UV-C-Licht in Verbindung mit dem in der Innenraumluft enthaltenen Sauerstoff erzeugt, ist diese Reinigungsmethode in normal verschmutzten Fahrzeugen nach Angaben der Reinigungsexperten sogar ohne schädliche Rückstände möglich.

Das Ozongerät

Mit dem Einsatz des Ozongeräts lassen sich jegliche Ecken, versteckte Winkel und Bereiche im Fahrzeug erreichen, die der Aufbereiter manuell nicht reinigen kann: Das Ozongas dringt während der Behandlung auch in die tieferen Ebenen der Polsterung wie Fahrzeughimmel, ­Seitenverkleidungen, Bodenteppich und Sitzpolsterung ein. Zudem werden nach dem Einschalten der Klimaanlage Keime, Pilzsporen (Schimmelpilz) und geruchsverursachende Bakterien in der Anlage abgetötet.

Anwendung des Ozongeräts im Auto

Ozon ist schwerer als Luft. Es sinkt also zu Boden und konzentriert sich von unten nach oben. Deshalb sollte der Kfz-Fachmann das Ozongerät im Fahrzeug möglichst hoch aufstellen oder aufhängen, denn die Umgebungsluft enthält im oberen Bereich des Fahrzeuginnenraums immer mehr Sauerstoff als darunter (bei der Reinigung der Klimaanlage wird das Gerät dagegen im Ansaugbereich aufgestellt.

Wichtig: Alle Türen und Fenster sind zu verschließen, damit das Ozongas nicht entfliehen kann. Die Dauer einer Ozonbehandlung ist unterschiedlich. Der Mittelwert liegt den Angaben zufolge bei rund acht bis zwölf Stunden, im Extremfall auch bis zu 24 Stunden. Der Fahrzeugaufbereiter sollte grundsätzlich vermeiden, Ozon einzuatmen und aus diesem Grund das Gerät über eine Zeitschaltuhr betreiben oder die Stromzufuhr so legen, dass der Nutzer sie von außen abschalten kann.

Feuchtigkeit als Barriere für Ozon

Beachtet werden muss zudem: Feuchtigkeit bildet für Ozon eine Barriere. Geruchsstoffe, die darunter liegen, werden nicht erreicht. Feuchtigkeit hat zudem einen weiteren Nachteil: Sie führt zur Salpeterbildung im Gerät. Salpeter wird als Reaktion aus Sauerstoff, Stickstoff und Wasser (in Form von Wasserdampf) gebildet. Auch ein sehr schwüler Tag kann zu erhöhter Salpeterbildung führen. Werkstätten oder Aufbereitungsbetriebe sollten an solchen Tagen eine Ozonbehandlung vermeiden, denn der Salpetergeruch lässt sich nur noch durch eine gründliche Nassreinigung aus den Fahrzeugsitzpolstern entfernen. Daher muss der Kfz-Fachmann vor dem Einsatz des Ozongeräts grundsätzlich die Luftfeuchtigkeit messen. Bei starker Verschmutzung empfehlen die Gerätehersteller, das Fahrzeug im Intervallverfahren zu behandeln. Dabei sollte der Reinigungsspezialist das Fahrzeug nach jeweils ein bis zwei Stunden für einige Minuten lüften, um so den Innenraum mit frischem Sauerstoff zu versorgen, der dann wieder zu aktivem Sauerstoff umgewandelt wird.

Innenraum nach der Ozonreinigung querlüften

Die Halbwertzeit bei 20 °C Raumtemperatur liegt bei etwa 20 min. Nach rund einer Stunde pro Gramm Geräteleistung sollte sich nach Angaben der Reinigungsgerätehersteller das Ozon soweit abgebaut haben, dass der Aufbereiter wieder gefahrlos in das Fahrzeug einsteigen kann. Sicherheitshalber ist zuvor der Innenraum querzulüften, um auch die letzten Reste von Ozon zu entfernen.

Bildung von Salpeter

Ozongeräte arbeiten im Temperaturbereich zwischen –10 und +35 °C. Die Luftfeuchte sollte beim Einsatz der Geräte nicht über 50 Prozent betragen. Sowohl bei höheren Temperaturen als auch bei höheren Luftfeuchtigkeitswerten nimmt die Wirksamkeit sehr stark ab und die Bildung von Salpeter verstärkt sich. Wichtig ist nach der Behandlung, die Polster und Lehnen mit der Hand oder einem Teppichklopfer abzuklopfen, um Ozonreste aus dem Gewebe zu lösen. Als effektivste Möglichkeit bietet sich an, den Innenraum mit Druckluft auszublasen.

Ozon: welche möglichen Gesundheitsgefahren gibt es?

Die Raumluft im Fahrzeug beinhaltet nicht nur Geruchsmoleküle, Feinstaub, Allergene und sonstige Partikel, sondern auch Chemikalien in Gasform. Diese entstehen unter anderem durch Ausgasungen von Weichmachern, Lacken und Klebern der Fahrzeuginnenteile, aber auch durch das Rauchen.

Wenn Ozon auf diese chemischen Verbindungen in der Luft trifft, werden diese aufgespalten und es verbleiben feinste Nanopartikel in der Raumluft, die eingeatmet bis in die Lungenbläschen eindringen können.

Gesundheitsgefahr

Dies ist nicht nur für Erwachsene gefährlich, sondern aufgrund der geringeren Körpergröße in besonderem Maße auch für Kleinkinder, Kinder und Haustiere. Mögliche Auswirkungen sind unter anderem Augenbrennen und Reizungen der Schleimhäute, Kratzen im Hals, Druck auf der Brust und Schmerzen beim tiefen Einatmen.

Verrauchte Fahrzeuginnenräume nicht mit Ozon reinigen, wieso?

Verrauchte Fahrzeug­innenräume sollten Auf­bereitungsbetriebe besser nicht mit einem Ozongenerator säubern, da dabei noch schädlichere Verbindungen entstehen können, als im ­Zigarettenrauch ohnehin schon enthalten sind.

Dazu raten die Lungenärzte der Deutschen Lungenstiftung (DLS), wobei sie sich auf die Ergebnisse einer Studie aus Kalifornien berufen.

Feinstaubhaltige Aerosole

In der Studie haben die Wissenschaftler festgestellt, dass Ozon sich mit Nikotin und weiteren Bestandteilen des Zigarettenrauchs zu feinstaubhaltigen Aerosolen verbindet. Diese Feinstaubteilchen sind teilweise sogar noch kleiner als diejenigen, die im Rauch einer abbrennenden Zigarette entstehen. Daher können sie nach Angaben der Forscher auch noch tiefer in die Lunge eindringen als der Feinstaub aus Zigarettenrauch. Außerdem sind sie imstande, zusätzliche toxische Verbindungen zu transportieren, die die Atemwege verengen und Asthma auslösen können.

Fazit

Ozon ist in der Zerstörung von Gerüchen sehr effektiv und wird von vielen Aufbereitungsbetrieben für die Innenraumreinigung eingesetzt. Trotzdem muss sich der Kfz-Fachmann über die möglichen ­Risiken bewusst sein und den Kunden vor der Anwendung darüber aufklären. Als Alternative bieten mittlerweile einige Reinigungsgerätehersteller auch Luftreiniger an, die nach dem Prinzip der Heißverdampfung arbeiten.

Hier verbreitet ein spezielles Reinigungsfluid in Form von Mikrotröpfchen seine desinfizierende Wirkung im Fahrzeuginnenraum und in den Lüftungskanälen der Klimaanlage. Die Konzentration des Fluids soll für den Menschen, auch für Allergiker, bei sachgemäßer Anwendung völlig unbedenklich sein.

Weiteres zum Thema Ozonreinigung und Innenraumdesinfektion.

Ein Kommentar

  • brodi

    Der Rat der DLS und die dort verlinkte Studie aus Kalifornien – beides aus 2010 (!) und seitdem nichts mehr, auch keine neue Studie. Kommt mir sehr komisch vor, wenn das wirklich so gefährlich wäre.

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