‚TTIP‘: Automobilindustrie spricht sich für Freihandelsabkommen aus
Die deutsche Automobilindustrie sagt ja zum Freihandelsakommen ‚TTIP‘. In einem gemeinsamen Schulterschluss setzen sich Automobilhersteller und Zulieferer unter dem Dach des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) für ein umfassendes Freihandelsabkommen zwischen Europa und den USA ein.
Die deutsche Automobilindustrie sieht vor allem die großen Chancen, die mit Freihandel und TTIP verbunden sind. Im Rahmen einer Pressekonferenz im VDA-Haus in Berlin wurden die Potenziale einer engen transatlantischen Kooperation dargestellt. Nachfolgend Auszüge aus den Statements führender Vertreter der deutschen Automobil- und Zulieferindustrie.
Matthias Wissmann (VDA): ‚Das Freihandelsabkommen TTIP bietet Deutschland und Europa große Chancen. Ein transatlantischer Markt ohne Grenzen, ohne Zölle, dafür mit gemeinsamen Standards und sicheren Investitionen. Und das auf beiden Seiten des Atlantiks. Bedienungshebel am Lenkrad, Außenspiegel, Stoßfänger und vieles mehr haben eines gemeinsam: Sie alle müssen beim Export in die USA doppelt gebaut oder getestet werden. Das verursacht hohe Kosten. Wenn Handelsbarrieren abgebaut werden, spart das Zeit und Geld.‘
Dr. Dieter Zetsche (Daimler): ‚TTIP ist für Daimler und die deutsche Automobilindustrie von großer Bedeutung. Derzeit verschwenden wir zum Beispiel Geld, weil wir für die USA und für Europa jeweils unterschiedliche Spiegel, Blinker oder Rücklichter benötigen. Oder weil wir unterschiedliche Sicherheitsvorschriften erfüllen müssen, zum Beispiel bei Crashtests.‘
Dr. Norbert Reithofer (BMW): ‚Bei zwei Wirtschaftsregionen, die sich industriell auf Augenhöhe befinden und die zugleich immer stärker integriert sind, wirken Zölle vor allem: wachstumshemmend. So zahlt allein die deutsche Automobilindustrie mehr als eine Milliarde Euro im Jahr. Dieses Geld könnten wir viel besser in neue Technologien investieren.‘
Prof. Rupert Stadler (Audi): ‚Es ist bisher nicht möglich, ein in Europa zugelassenes Auto einfach auch in den USA zuzulassen. Das passt nicht mehr in die Zeit – Autofahren können die Menschen ja in Europa ebenso wie in den Vereinigten Staaten. Warum müssen dann die Autos unterschiedlich sein?‘
Arndt Kirchhoff (Kirchhoff Holding): ‚Wegen der hohen Kosten entscheiden sich derzeit noch viele Mittelständler gegen den Einstieg in neue Märkte. TTIP hingegen würde den US-Markt gerade auch kleinen und mittelständischen Firmen öffnen. Sie könnten sich den bürokratischen Aufwand und die hohen Verwaltungskosten sparen, die durch unterschiedliche Vorschriften und Standards entstehen. Sie könnten sich den Markteintritt in den USA endlich leisten.‘
Dr. Volkmar Denner (Bosch): ‚Ein Handelsabkommen zwischen der EU und den USA spart Zeit und Geld, das viel besser in neue Produkte und Arbeitsplätze investiert werden könnte. Niemand will die hohen Sicherheits- und Umweltstandards verwässern. Diese sind im Übrigen in den USA auch sehr anspruchsvoll und teilweise noch höher als in Europa. Beispielsweise kamen wichtige Standards in der Automobilindustrie wie der Crashtest oder Abgasvorschriften aus den USA.‘
Matthias Müller (Porsche): ‚Mit TTIP können wir dafür sorgen, dass Handelsbarrieren in Zukunft gar nicht erst entstehen. Dies möchte ich gerne am Beispiel Elektromobilität verdeutlichen. Nicht nur für uns Hersteller, sondern auch für die Gesetzgeber in Europa und den USA ist die Elektromobilität neues Terrain. Das bedeutet, dass wir bei der Elektromobilität von Anfang an international einheitliche Standards setzen könnten. Egal, ob es um Vorgaben für die Kennzeichnung, Prüfung oder Sicherheit von Batterien geht oder um standardisierte Stecker, Ladebuchsen oder Ladeverfahren. Damit diese neue Technologie alltagstauglich wird, brauchen wir globale Standards. Davon profitieren dann nicht nur die Automobilhersteller, die Elektroindustrie und Netzwerkanbieter, sondern vor allem die Kunden.‘
Prof. Martin Winterkorn (Volkswagen): ‚Mit dem transatlantischen Handels- und Partnerschaftsabkommen bietet sich eine historische Chance: Europa und die USA können jetzt gemeinsam die Standards setzen, die unsere Welt in den kommenden Jahrzehnten prägen werden. Wenn wir unsere Regeln und Vorschriften gegenseitig anerkennen und perspektivisch sogar angleichen, dann wird dieses Abkommen zu einem Motor des Wirtschaftsstandorts Europa. Ich plädiere deshalb mit Nachdruck für ein umfassendes Handelsabkommen mit den USA.‘
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